Lukas als Historiker: zur Datierung des lukanischen Doppelwerkes
Die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems im Lukasevangelium gilt allgemein als "vaticinium ex eventu", weshalb man das Evangelium und seinen Nachfolgeband, die Apostelgeschichte, erst nach dem vermeintlichen Eintreten dieser Prophezeiung im Jahr 70 ansetzt. Dabei entsprechen die Zerstörun...
Summary: | Die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems im Lukasevangelium gilt allgemein als "vaticinium ex eventu", weshalb man das Evangelium und seinen Nachfolgeband, die Apostelgeschichte, erst nach dem vermeintlichen Eintreten dieser Prophezeiung im Jahr 70 ansetzt. Dabei entsprechen die Zerstörungs-Weissagungen Jesu den Fakten des Sommers 70 keinesfalls so genau, wie allgemein behauptet wird, sind aber ebensowenig als bloße Reminiszenzen alttestamentlicher Prophetenworte erklärbar. Vielmehr lieferte die Apokalyptik die entscheidenden Vorlagen; Markus wie Lukas erwarteten eine Zerstörung Jerusalems als Teil der endzeitlichen Geschehnisse. Zudem offenbart die gesamte Gestaltung des Doppelwerkes eine völlige Unkenntnis seines Autors über die Christenverfolgung unter Nero, der Paulus wie Petrus, die zentralen Gestalten der Apostelgeschichte, zum Opfer fielen. Stattdessen legen eine Reihe von Indizien nahe, daß der Großteil der Arbeit am Doppelwerk während der Gefangenschaft des Paulus in Caesarea (57-59 n.Chr.) geleistet wurde, auch wenn sich die Fertigstellung des zweiten Bandes wegen der unklaren Lage des Paulus noch um Jahre verzögerte. |
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ISBN: | 3772081401 |