Christus: zur Wiederentdeckung des Sakralen in der Moderne
Der Kölner Künstler Franz W. Seiwert griff mit seinem undatierten, vor 1925 entstandenen Glasbild "Christus im Ruhrgebiet" ein Jahrhundertphänomen auf: die Präsenz, die Christus in der Kultur der Moderne hat. Er durfte nicht länger in der süß-kitschigen Stilisierung einer weltfernen, zeitl...
Summary: | Der Kölner Künstler Franz W. Seiwert griff mit seinem undatierten, vor 1925 entstandenen Glasbild "Christus im Ruhrgebiet" ein Jahrhundertphänomen auf: die Präsenz, die Christus in der Kultur der Moderne hat. Er durfte nicht länger in der süß-kitschigen Stilisierung einer weltfernen, zeitlosen Bildwelt und kommerzialisierten Andachtskultur verkommen. Hier und Jetzt, angesichts der Entfremdungserfahrungen der Moderne, besann man sich auf die Wirkmacht und spirituelle Kraft Jesu und reaktivierte eine verschüttete kulturelle Erinnerung. Christus erschien, wie in seiner Zeit, als der Leidende und als Retter zugleich. Dies galt vor allem nach der Erschütterung, die der Erste Weltkrieg bedeutet hatte. In der urbanen Kultur des Rheinlandes verdichtete sich der messianische Geist, der bis weit in die zwanziger und frühen dreißiger Jahre Künstler und Schriftsteller zu innovativem Schaffen anregte. Philosophie und Theologie, Architektur, Kunstgewerbe und Musik zehrten vom neuen Christusbild. Auch in der zweiten Nachkriegszeit haben sich Künstler mit Christus auseinandergesetzt, hat seine Botschaft provoziert und motiviert. Die "Wiederentdeckung des Sakralen in der Moderne" ist nicht auf das frühe 20. Jahrhundert reduzierbar, es prägt auch unseren heutigen Umgang mit der kulturellen Erinnerung. Die interdisziplinärer Sicht bezieht Kunst, Literatur und Musik ein und verbindet sie mit den kulturellen Praktiken bis hin zu theologischen Impulse beispielsweise der Liturgiebewegung. |
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Item Description: | Zugl.: Jahresgabe 2012 der Niederrhein-Akademie |
ISBN: | 3943460061 |